Floskeln

Die Floskelwolke der beiden Journalisten Udo Stiehl und Sebastian Pertsch strengt sich an, die deutsche Mediensprache zu retten. Und ja sie ist witzig, weil Sprache manchmal aberwitzig ist. Und da die beiden Initiatoren sagen, dass sie Debatten anstoßen wollen, möchte ich mich nicht lumpen lassen:

Das schlägt dem Fass die Krone auf!

Leider geht das sicher redliche Ansinnen der beiden Protagonisten immer noch davon aus, dass es eine Hochsprache gibt, die von der Journaille mit Zähne und Klauen verteidigt werden muss. Bilder und Metaphern wirken aber nach einer Weile des Gebrauchs über den Wortgehalt hinaus, weil der Leser bildhaft versteht, was gemeint ist. In ihnen erleben wir die Kraft der Bilder, die viel schneller aufgenommen und besser erinnert werden als Worte, in der Sprache. Außerdem geben Bilder, auch schiefe, der Sprache ein buntes Gepräge, das über das bloße Anfüllen logischer Konstruktionen und ihrer Variablen mit präzisen Vokabeln hinausgeht.

Denn Sprache darf auch unterhaltsam sein. Auch wenn „Erdrutschsieg“ vielleicht ein bisschen schräg klingt: Das Argument der beiden rührigen Journalisten, dass „erdrutschartig“ automatisch gedanklich mit Tod, Verderben und Zerstörung von Zivilisationsgütern assoziiert werden muss, kann zumindest diskutiert werden. Fakt ist, dass ein Erdrutsch meist plötzlich und unerwartet kommt und dass er alles hinwegfegt, was sich ihm in den Weg stellt. Das passt schon sehr gut auf viele Situationen.

Vielleicht ist eher der Gedanke abwegig, dass Sprache so chirurgisch genau (ja auch diese Metapher gab es) sein kann wie eine Cruise Missile in der PR-Traumwelt amerikanischer Militärs. Und auf diesem Abweg befindet sich die Floskelwolke – zumindest in Teilen. Denn auch, wenn es richtig und falsch in der Sprache gibt: In den Grauzonen dazwischen wird mit den Füßen vieler und nicht mit den Köpfen weniger abgestimmt.

Und nur so „macht“ das Sinn.

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