Ei-Pott iPod

Bald ist es soweit. Weihnachten steht vor der Tür und mit ihm Vorboten in Form leuchtender Kinderaugen, welche morgens die bunte Prospektvielfalt bestaunen, die kleine Kinderhände morgens aus der Tageszeitung geklaubt haben, noch bevor Papa auf dem WC einen Blick in dien Sportteil werfen konnte.

Wir haben unseren Jungen gebeten, seinen Wunschzettel frühzeitig bereitzuhalten, damit das Christkind sich nicht wieder mit überfüllten Parkplätzen und wild drängelnden „Lastminit-Käufern“ auf der Rolltreppe rumschlagen muss – vor allem Männer auf der Jagd nach dem ultimativen Geschenk, mit dem man alle Fehler des Jahres auf einen Schlag wieder gutmachen kann.

Dieses Jahr darf er sich was Besonderes wünschen haben wir ihm eröffnet. Das Christkind sei stolz auf ihn, weil er so ein guter Schüler ist.
Na ja, außer Englisch – da hat er ein paar Probleme, obwohl ich das gar nicht verstehen kann. Wenn man seinen Freunden und ihm so zuhört scheint alles in Ordnung zu sein mit seinen Fremdsprachenkenntnissen:

Da hört man von „Friesteil-Skätbording“ , von „Äkschn-Gäms“ für den „Kompjuter“, von „Pfeil-Schäring-Kleienz“ mit denen man die neuesten „Bietz Daunloden“ kann und letztlich hörte ich, wie er seinen besten Kumpel aufzog und ihn einen „Onlein-Tschankie“ nannte.

An den Vokabeln kann es also nicht liegen. Es muss was mit der Grammatik zu tun haben. Nun gut; demnächst ist ja Elternsprechtag, und damit Gelegenheit seine Klassenlehrerin mal danach zu fragen.

Mein Englisch ist ja nicht so toll. Ich kann mich noch grob erinnern, dass „Pieß“ Frieden heißt und dass eine „Pörsching“ eine Rakete war. Hat ja auch viel Spaß gemacht damals mit der Trillerpfeife bei Franz Josef Strauss – ein richtiges „Häppening“ .
Ich wusste zwar nicht richtig worum es überhaupt ging, aber ich fand das lustig riechende Zeug so toll, von dem man so komische Gefühle bekam, wenn man es eingeatmet hat. „Doop“ hieß es, glaube ich…

Aber ich schweife ab…

Gestern Abend war es soweit und unser Junge brachte uns seinen Wunschzettel:
„Hier is mei Wischlist.“ grinste er, obwohl ich sicher war, dass er nicht notiert hatte, in welcher Zimmerreihenfolge er meiner Frau bei der wöchentlichen Bodenpflege zur Hand gehen wollte. Er ließ sie auf den Wohnzimmertisch gleiten, drückte ihr den Kuss auf die Wange, den er mir wie immer verweigerte, weil er Küsse zwischen Männern für „unkuhl“ hält.

xboxWas stand denn da? Mal sehen…
Ich muss schon sagen – ich hatte Grund stolz zu sein auf meinen Jungen: Obwohl er doch aus dem Vollen hätte schöpfen können, war er doch sehr bescheiden in seinen Ansprüchen.
Schön zu erfahren, dass meine väterliche Einflussnahme, vor allem im Hinblick auf die immer mehr um sich greifende Konsumsucht der Jugend, hin und wieder doch mal nicht wirkungslos verpufft, und zu einem Umdenken bei dem Jungen geführt hatte.

Als erstes wünschte er sich eine X-Box:
Wie schön, dass er sich etwas selbst Gebasteltes von seinem Vater wünscht. Ich lächelte glücklich und konnte mir meine Vorfreude im Hobbykeller schon vorstellen, wenn ich für ihn am „Disein“ der ultimativen X-Box feilte.

notebookDann las ich meiner Frau vor:
„N-O-T-E-B-O-O-K“
Da wusste ich gar nicht, was er meinte, aber meine Liebste konnte sich erinnern, dass „book“ das englische Wort für „Buch“ sei.
Ich liebe meine Frau sehr – wir haben uns damals beim „Gruppensechs gegen das Istäblischment“ kennen und lieben gelernt.
Ja, ja: „Mäk Laaf not Wor!“ war unsere Devise…

Wir haben dann besprochen, ihn aber zuerst mal zu fragen, welches Instrument er denn nun lernen wolle, was im übrigen ganz neue Töne von ihm sind –
bisher beschränkte sich seine Art Musik zu machen auf das Quälen seiner „Saundmeschin“ und seines „Sappwufers“ , oder wie das Ding heißen mag.
Es wäre ja unglücklich, Noten fürs Klavier zu kaufen, wenn er lieber Gitarre lernen wollte…

Der dritte Wunsch verwirrte mich ein wenig:
Bisher schien er ja nicht soviel auf sein Äußeres Wert zu legen, aber jetzt wünscht er sich einen – uups, da war dem Jungen aber ein übler Rechtschreibfehler passiert:
wenn er schon zukünftig ein bisschen mehr auf seine Frisur achten wollte, so sollte er das entsprechende Gerät schon richtig schreiben: mit „k“ und zwei „m“.
„Digi“ ist wahrscheinlich der Name einer Frisur, die nach einer der „Bänds“ benannt ist, deren Krach immer aus seinem „Sappwufer“ dröhnt.
Ich muss morgen unbedingt mal Willi, meinen Frisör, oder „Här-Steilist“, wie er sich lieber nennt, anrufen und nach dem neuen „Tränt“ fragen.

Kurz bevor er dann zu Bett gehen musste, kam der Junge nochmals ins Wohnzimmer gestürmt und teilte uns mit, dass er noch einen großen Wunsch hätte:
Jetzt war ich baff – nie hatte er Lust sich am Haushalt zu beteiligen, und sogar zum Müll raustragen musste man ihn wortreich überreden.
Doch jetzt wollte er schon morgens bei der Zubereitung des Frühstücks helfen.

eipottWie schön, dass unsere Erziehung endlich fruchtet, und wie lieb und bescheiden der Junge geworden ist. Ich fragte mich nur, warum er unbedingt einen Topf für die Frühstückseier haben wollte, wo wir doch über so einen praktischen Eierkocher verfügen.
Nun gut, wenn er unbedingt will, soll er seinen „Ei-Pott“ bekommen – er ist ja so ein guter Junge.

Aber weil ich so stolz auf ihn bin, kaufe ich ihm einen „Empi-drei-Pläer“, damit er seine „daungelodeten Bietz“ auch „onserot“ hören kann – den hat er sich redlich verdient.

Der Junge wird vielleicht Augen machen

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