Tageszeitung

Aber … Charme ist was anderes. Der Duft einer Zeitung beim Frühstück hat etwas Betörendes und gibt dir das Gefühl, Du hast nicht nur die Welt, sondern auch die Welt am Tisch (zumal die Zeitung fast so dick wie der olle Diercke ist, den viele noch aus der Schule kennen). Auch das Hin- und Her- und Zurechtfalten des Papiermonsters ist nicht einfach nur lästig. Es hat etwas von einem sportlichen Akt.

Der gesamte Oberkörper ist beteiligt, und die ganze Aktion erfordert so viel Koordination wie ein Korbleger beim Basketball in bedrängter Situation. Dabei verbreitet sich der feine Geruch der Nachrichten im Raum und verbindet sich mit dem Kaffeeduft zu einer olfaktorischen Melange, die unglaublich nach Zuhause duftet.

Und wenn Du nicht alleine frühstückst? Ich erinnere mich noch an die Zeiten, wo es hieß: „Kannst Du mir mal den Sportteil geben?“ oder zu denen man zuerst nach dem Vermischten aus aller Welt suchte, um mit diesem kleinen Aufwärmprogramm einen lockeren Einstieg in die wichtigeren Themen zu finden. Und ganz gleich, ob man das Gewünschte aus dem Papierpacken herauszog, um den Rest weitestgehend unbehelligt wieder am Tischrand zu platzieren oder ob man das Blatt erst sezierte, es fachgerecht in seine Einzelteile zerlegte, um die säuberlich gestapelten Rubriken später Schicht für Schicht abzutragen … wir alle hatten und haben unsere Rituale mit diesem lebendigen Ding aus Zellulose, Druckertinte, Schreibkunst und den Neuigkeiten aus aller Welt.

Ich werde diese vier Wochen genießen und werde die Zeitung nach dem Frühstück im Wohnzimmer herumliegen lassen, nur scheinbar achtlos, aber an einem Platz, an dem sie mir davon erzählt, dass hier mein Zuhause ist – mit der Welt zu Besuch …

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